In Oeiras, einer Stadt, die im Distrikt Lissabon liegt, sorgten in der Woche vom 2. – 8. November 40 Fahrradfahrer*innen aus Niedersachsen für ein Staunen. Fahrradfahren wird hier eher als eine Sportart gesehen und nicht als eine alltägliche Möglichkeit der urbanen Mobilität.
Eine Gruppe von Schüler*innen und Lehrkräften aus sieben Unesco-Schulen, die im Climate Action Projekt – Netzwerk aktiv sind, durfte mit dem Erasmus Plus – Programm die Schule Luis de Freitas Branco in Oeiras besuchen, um sich dort mit Lehrkräften und Schüler*innen in Workshops über die Frage auszutauschen, was wir in unserer jeweiligen Region / Kommune tun können, um die Zukunft ökologisch bewusster zu gestalten, und damit zu helfen, die Ziele der Nachhaltigkeit der Unesco zu erreichen.
Diese Veranstaltung mit dem Titel Create the own future of your community hat uns mit der Gewissheit nach Hause fahren lassen, dass wir die (Mit-)Verantwortung für die Zukunft tragen. Wir können die Wende gestalten, aber wir brauchen ebenfalls die Politik und wir dürfen und sollten Forderungen stellen, deren Erfüllung uns eine lebenswerte Zukunft sichert.
In dieser Woche stellten zunächst die Schüler*innen der niedersächsischen Schulen einige ihrer Projekte in der portugiesischen Schule vor. Wir erfuhren beispielsweise vom Klimaparlament in Emden und von der Teilnahme an niedersächsischen LekoKli-Projekten (Leben, Kommune, Klima) anderer Schulen. Sebastian und Fabio aus dem 12. Jg. des Beruflichen Gymnasiums Technik haben für die BBS Osterholz das Projekt Klimaballon, mit dem sich klimatische Daten messen lassen, vorgestellt.
Nach den Präsentationen ging es für die Schülerschaft gleich weiter. Zusammen mit den portugiesischen Studierenden bildeten sie Gruppen, um Vorschläge für eine nachhaltige Zukunft zu erarbeiten. Am Ende der Woche präsentierten sie ihre Ideen in kleinen Filmen: Schulgärten, grüne Klassenzimmer, Kleiderbörsen an den Schulen, Fahrradwerkstätten als Schülerfirmen, foodsharing und Plastikvermeidung in Schule und Kommune wurden thematisiert und im Anschluss an die Präsentationen im Hinblick auf das Wie der Umsetzbarkeit diskutiert.
Interessante Informationen erhielten wir auch in diversen Vorträgen. So erfuhren wir einiges über die Bedeutung von Biodiversität und über entsprechende Projekte in Oeiras sowie über die Unesco-Kampagne ocean literacy, die das Wissen und das Engagement für die Ozeane, die doch eigentlich zusammen nur ein Ozean sind, vorantreiben will. Wir hörten einen Vortrag zur urbanen Mobilität als europäisches Anliegen und diskutierten in diesem Zusammenhang angeregt über verschiedene Maßnahmen der ökologischen Nachhaltigkeit. In diesem Zusammenhang freuten wir uns sehr, dass mehrmals auf „unsere“ Fahrräder verwiesen wurde.
Während die Schüler*innen in den Gruppen ihre Ideen konkretisierten, tauschten sich parallel die Lehrkräfte im World Cafe über ihre Erfahrungen zu der Zusammenarbeit mit und innerhalb der Kommune, dem Konzept der Gemeinwohlwirtschaft, über Apps, die uns helfen, ein nachhaltiges Leben zu führen (Benutzt Ecosia als Suchmaschine!) und über die Frage aus, wie wir lernen können, uns als Weltgemeinschaft zu begreifen. Die Erfahrungen der anderen wurden so zu Impulsen für uns und wir hoffen, eben solche gegeben zu haben.
All das fand in dem wirklich schicken Gebäude der Escola Luis de Freitas Branco statt. Doch nicht nur die Schule selbst war beeindruckend. Der Blick aufs Meer vom Schulhof und dem Lehrer*innenzimmer imponierte uns ebenfalls.
So schön es dort war, es war toll, dass wir für manche Veranstaltungen die Schule verlassen konnten. Immerhin war es tagsüber mit über 20 Grad noch sehr warm und die Sonne meinte es oft gut mit uns. Und besonders freundlich war sie, als wir eine Vogelberingsstation besuchten, als wir in der Nähe von Cascais am Strand waren, als wir an diesem hübschen Ort unser Eis schleckten, als wir uns am westlichsten Punkt Portugals den Küstenwind um die Nase wehen ließen und den Ort Sintra besichtigten, eine alte Maurenstadt, die zum Unesco-Kulturerbe zählt und mit ihren pittoresken Fliesenhäusern für großes Entzücken sorgte. Und, last but not least, natürlich: Lissabon!!!
Portugiesische Schüler*innen nahmen sich Zeit, ihren deutschen Mitstreiter*innen diese unglaublich spannende und traumhafte Stadt zu zeigen, und die Lehrkräfte aus Niedersachsen folgten ihrem lauf- und erzählfreudigen Kollegen aus Oeiras mit großem Interesse (und manchmal auch mit hechelnder Zunge).
Nicht nur für die Führungen haben wir zu danken! Wir wurden so unglaublich freundlich begrüßt, aufgenommen und begleitet, dass die Fahrt zu einem interessanten, lehrreichen und fröhlichen Ereignis wurde. Schöner hätte diese kulturelle Begegnung nicht sein können. Wir danken den Lehrkräften der Escola, der Gemeinde Oeiras, die uns Räder, Helme und Verpflegung zur Verfügung stellte, wir danken dem Organisator der Fahrt, Heinz-Jürgen Rickert, und wir sind dankbar für das Erasmusprogramm.
So wie es nur einen Ozean gibt, gibt es nur eine Welt für uns und wir sind alle ihre Bürger. Das zu spüren, war großartig!
Und Lissabon, du Schöne: Wir kommen irgendwann wieder. Wenn es die Zeit zulässt, dann vielleicht ganz mit dem Fahrrad.
Andrea Wintjen